Um die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 nicht um mehr als 1,5 – 2°C ansteigen zu lassen, darf die durchschnittliche Kohlendioxidkonzentration im 21. Jahrhundert nicht über 450 ppm ansteigen. Das entspricht einer Gesamtmenge von etwa noch 760 Mrd. Tonnen Kohlendioxid (CO2-Äquivalente).
Die jährlichen CO2-Emissionen liegen erdweit bei derzeit etwas mehr als 40 Milliarden Tonnen. So schrumpft das verbleibende Emissionsbudget rapide. Bei gleichbleibendem Austoß von Treibhausgasen würde das Budget bereits in weniger als 19 Jahre erreicht (Die CO2 Uhr tickt). Es verbleiben nur noch wenige Jahre um einen realistischen Pfad einzuschlagen um das Budget nicht zu überschreiten. Deutschland emittiert derzeit etwa 0,9 Mrd. Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Wir müssen also innerhalb der nächsten Jahrzehnte vor allem unsere Energieversorgung komplett auf erneuerbare Energien umstellen.
Darüber hinaus muss aber der gegenwärtige Lebensstil in den wohlhabenden Ländern der Welt hinterfragt und geändert werden, wenn wir unsere Zukunft nachhaltiger und „enkeltauglicher“ gestalten wollen. Klimaforscher, wie Stefan Rahmstorf (blog), Kapitalismuskritikerin Naomi Klein (Entscheidung), Wachstumskritiker Niko Paech (Befreiung vom Überfluss) oder Soziologe Stephan Lessenich (Neben uns die Sintflut), zeigen an zahlreichen Beispielen auf, warum dies dringend notwendig ist. Schon in unserem persönlichen Umfeld können wir damit sofort anfangen: Autos kann man teilen, Nahrung zu Fuß im Quartiersladen nebenan statt im Discounter mit dem Auto einkaufen. Vor allem aber müssen die bisher verdrängten „externalisierten“ Kosten unseres Wohlstandes sichtbar gemacht werden und in unsere politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen einfließen.
Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre 2015 erstmals über 400 ppm
2015 ist die durchschnittliche Konzentration an Kohlendioxid (CO2) erstmals auf über 400 ppm (parts per million) gestiegen (vgl. nachfolgende Grafik, die auch als Fieberkurve des Klimas benannt wird).
Im Jahr 2015 lag die Wachstumsrate des Anstiegs bei CO2 erstmals bei knapp über 3 ppm. In den vergangenen 10 Jahren war der durchschnittliche Anstieg der Wachstumsrate bei 2,1 ppm pro Jahr. Wenn der Anstieg weiter so steigt wie zwischen 2006 und 2015, dann sind die 450 ppm in 23, 5 Jahren erreicht.

Quelle: http://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends/global.html#global_data
Allein 2015 hat die CO2-Konzentration in der Atmosphäre um 3 parts per million (ppm) zugenommen. Ab einer CO2-Konzentration von 450 ppm werden in vielen Regionen plötzliche und drastische Klimaänderungen (Kipppunkte oder Kippelemente) mit unabsehbaren Folgen für die Entwicklung der Menschheit erwartet. Zu den erwarteten Folgen gehören z.B. das Schmelzen des arktischen, grönländischen und westantarktischen Eises, die Methanfreisetzung durch tauende Permafrostgebiete und Kontinentalschelfe, das Abtauen des tibetischen Hochlands, die Unterdrückung der atlantischen und antarktischen Tiefenwasserbildung, Störungen des indischen und westafrikanischen Monsuns und das Austrocknen des amazonischen Regenwalds.
Menschgemachter Klimawandel lässt die nächste Eiszeit ausfallen
Im Januar 2016 erschien ein Artikel in der Zeitschrift Nature, in dem Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung die letzten acht Eiszyklen der Erdgeschichte auf zwei Schlüsselfaktoren zurückführen.
Schlüsselfaktor 1: Die Intensität der Sonneneinstrahlung.
Sie schwankt im Bereich von ca. 5-10 % und hängt u.a. von der veränderlichen Neigung der Erdachse zur Umlaufbahn und der Umlaufbahn der Erde um die Sonne ab. Diese Änderungen lassen sich vergleichsweise genau berechnen und sind auch als Milanković-Zyklen bekannt.
Schlüsselfaktor 2: Die Konzentration an Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre.
Da Kohlendioxid in der Atmosphäre extrem langlebig ist, haben vergangene wie künftige Emissionen großen Einfluss auf den Zuwachs und das Abschmelzen der Eisdecken.
Schon geringe zusätzliche Kohlenstoff-Emissionen, so die Wissenschaftler, werden die Entwicklung der Eisbedeckung auf der Nordhalbkugel wohl auf zehntausende Jahre beeinflussen. Die Ergebnisse machen einmal mehr deutlich, wie stark die Menschheit mit ihren Emissionen die zukünftige Entwicklung des Planeten inzwischen bestimmt.
Quelle: Ganopolski, A., Winkelmann, R., Schellnhuber, H.J. (2016): Critical insolation-CO2 relation for diagnosing past and future glacial inception. Nature [DOI:10.1038/nature16494]
https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/menschgemachter-klimawandel-unterdrueckt-die-naechste-eiszeit
Weiterführende Links:
Zum verbleibenden Emissionsbudget von Stefan Rahmstorf
Wanderausstellung zum Klima
George Monbiot, Kolumnist bei “The Guardian” zur Klimakanzlerin
Die Sichtweise von Ausgabe 29/2017
“Ich verspreche Ihnen, dass es schlimmer ist, als Sie denken. Wenn Ihre Angst vor dem Klimawandel von der Sorge um steigende Meeresspiegel bestimmt wird, kratzen Sie gerade an der Oberfläche dessen, was an schrecklichen Dingen bereits im Leben eines heutigen Teenagers möglich ist.”
Zum Rückgang des Grönlandeises seit 2002.
Eine kleine Klimageschichte der Erde (Rhythmen des Klimas) findet sich in 2 Teilen im Tagesspiegel vom ehemaligen Leiter des Freiburger Planetariums Otto Wöhrbach.
Teil 1 (28.7.2017): Auf der Erde war es meist eher heiß als kalt: Kurze Geschichte des Klimas (1): Wie die Erde zu ihrer Atmosphäre kam – und warum meist Treibhaushitze vorherrschte.
Zur Langlebigkeit des Kohlendioxid in der Atmosphäre:
http://www.nature.com/climate/2008/0812/full/climate.2008.122.html
Zum Einfluss der Sonne auf das Klima:
http://solar-center.stanford.edu/sun-on-earth/2009RG000282.pdf
Zum Einfluss der Sonnenaktivität bzw. zum Anteil des solaren „Strahlungsantrieb“
http://www.cgd.ucar.edu/cas/adai/papers/Meehl_etal_JC03.pdf
Zu den aus Stationsmessungen abgeleiteten global steigenden Temperaturen u.a.:
NASA GISS: http://data.giss.nasa.gov/gistemp/
NOAA: https://www.ncdc.noaa.gov/sotc/global/201513
Hadley-CRU: http://hadobs.metoffice.com/hadcrut4/
BEST: http://berkeleyearth.org/
Die globalen Temperaturkurven der 4 Institutionen beruhen zum Teil auf unterschiedlichen Sätzen von Stationsdaten sowie auf verschiedenen mathematischen Analysemethoden und zeigen dennoch eine gute Übereinstimmung.